
Der deutsche Exportüberschuss ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren gefallen. Waren im Wert von rund 1,564 Billionen Euro wurden exportiert und Waren im Wert von rund 1,488 Billionen Euro importiert, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
Dies führte zu einem Exportüberschuss von 76 Milliarden Euro – dem niedrigsten Wert seit 2000. Im Jahr 2021 überstieg der Wert der Exporte die Importe um 175,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2021 und 2022 wurde der Exportüberschuss damit mehr als halbiert.
Hintergrund dieser Entwicklung waren laut Statistischem Amt die hohen Kosten für Energieimporte, insbesondere durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
Um die Energieimporte aus Russland möglichst schnell und massiv zu reduzieren, musste Deutschland im vergangenen Jahr kurzfristig und teilweise sehr teuer seinen Bedarf bei anderen Lieferanten decken.
„Die Exportbilanz des Jahres ist nicht so gut, wie es scheint“, warnte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Preisbereinigt waren die deutschen Exporte im vergangenen Jahr um zwei Prozent schwächer als der Welthandel.
„Das Exportland Deutschland hat im vergangenen Jahr weltweit Marktanteile und Wettbewerbsfähigkeit verloren“, erklärte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Göner.
Dennoch ein Rekordjahr für deutsche Exporteure
Gleichzeitig haben Deutschlands Exporteure trotz der zuletzt abgeschwächten Konjunktur im Jahr 2022 insgesamt Rekordergebnisse erzielt. Mit Exporten von Waren „Made in Germany“ im Gesamtwert von gut 1564 Milliarden Euro wurde der Rekord von 2021 von gut 1368 Milliarden Euro um 14,3 Prozent übertroffen.
Dieser Anstieg lässt sich jedoch durch den deutlichen Preisanstieg in den letzten Monaten erklären. Dies erhöhte den Wert sowohl der Exporte als auch der Importe. Da der Wiesbadener Statistiker keine preisbereinigten Daten zum Außenhandel erhebt, lassen sich die Ergebnisse nicht genau beziffern.
Das Jahr 2022 ist für den deutschen Außenhandel schwach zu Ende gegangen: Im Vergleich zum Vormonat gingen die Exporte um 6,3 Prozent und die Importe um 6,1 Prozent zurück. Unter anderem schwächten sich die Umsätze in wichtigen Verbrauchermärkten wie den USA und China ab.
Insgesamt machten 2022 höhere Energiepreise Deutschlands Importe stärker als die Exporte: Mit 1488,1 Milliarden Euro lagen die Importe um 24,1 Prozent über dem Vorjahreswert.
Die Bundesregierung rechnet mit einem schwierigen Jahr für die deutschen Exporteure. Laut Jahreswirtschaftsbericht sollen die Exporte 2023 nur noch um 2,2 Prozent zulegen. Die „verhaltene Entwicklung der Weltwirtschaft“ schmälere zunächst die Chancen deutscher Exporteure auf dem internationalen Absatzmarkt. (AFP, dpa, Reuters)
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