

Deutschland liegt in der EU auf Platz 14 und weltweit auf Platz 50.
Die von der Ernährungsorganisation Proveg unterstützte Studie ist die erste, die die Ausgewogenheit von 95 staatlichen Ernährungsrichtlinien aus der ganzen Welt bewertet. Die untersuchten Richtlinien spiegeln aktuelle Empfehlungen in 100 Ländern und subnationalen Regionen wider. Deutschland liegt im Ländervergleich auf Platz 50 – und hat eine unterdurchschnittliche Bewertung. Obwohl Deutschland von 27 EU-Mitgliedstaaten nur auf Platz 14 und damit deutlich unter dem Durchschnitt rangiert.
Anna-Lena Clapp, Autorin der Studie, erklärt die Bedeutung dieses Ergebnisses: „Die staatlichen Ernährungsrichtlinien haben einen erheblichen Einfluss darauf, was wir essen, was wir über gesunde Ernährung wissen und welche Art von Ernährung wir unseren Kindern ein Leben lang beibringen.“ Denn Ernährungsleitlinien sind in der Gemeinschaftsverpflegung und Ernährungsaufklärung durch Fachpersonal besonders relevant.
Die Autoren erachten Leitlinien als ausgewogen, wenn sie ein breites Spektrum pflanzlicher Ernährung abdecken und pflanzliche Alternativen zu Milch, Milchprodukten und Fleisch nennen. Sie basieren auf den Richtlinien der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Der Wirtschaftsfaktor Fleisch geht mit einer schlechten Bilanz einher
Die Studie wird in der Zeitschrift veröffentlicht Aktuelle Entwicklungen in der Ernährung Basierend auf dem Balanced Food Choice Index (BFCI). Der BFCI misst anhand von zehn Indikatoren und 17 Variablen, inwieweit nationale Ernährungsleitlinien eine nachhaltige und gesunde Ernährung fördern – mit oder ohne tierische Produkte.
Demnach basieren 40 Prozent der weltweiten Ernährungsrichtlinien auf vegan-vegetarischer Ernährung und 45 Prozent nennen pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Milch. Die Forscher konnten zudem zeigen, dass der Index positiv mit den Umweltschutzbemühungen der Länder und negativ mit der wirtschaftlichen Bedeutung der Fleischindustrie im jeweiligen Land korreliert.

Niederlande Weltspitze, Deutschland unterdurchschnittlich
Führend in dieser Studie sind die Niederlande, Australien und die Schweiz. Beispielsweise bekennen sich die niederländischen Ernährungsleitlinien eindeutig zu nachhaltiger, gesunder Ernährung und bieten spezifische Informationen für die Bevölkerung, die ein breites Spektrum pflanzlicher Ernährung abdecken.
Dagegen liegt Deutschland in Bolivien und Bulgarien weit zurück. Die Ernährungsleitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellen sowohl Fleisch als auch Milch als separate Lebensmittelgruppen dar, um den Bedarf an Eiweiß, Eisen oder Calcium zu decken. Allerdings nennt die DGE in diesen Gruppen keine adäquaten Alternativen wie Hülsenfrüchte oder kalziumreiches Mineralwasser, über die die Bevölkerung auch Pflanzennährstoffe decken kann. Verbraucher erhalten keine Informationen zu pflanzlichen Milch- und Fleischalternativen.
Widersprüche in Politik und Praxis
Das deutsche Ergebnis ist überraschend, da das Interesse an alternativen Produkten in Deutschland weiter zunimmt und Leitlinien in anderen Ländern bereits über pflanzliche Alternativen informieren. Auch eine wachsende Zahl europäischer Länder zeigt die gesundheitlichen und klimatischen Vorteile einer vegetarischen und veganen Ernährung, darunter Norwegen und Finnland. Deutsche Leitlinien hingegen betonen die Risiken und raten ausdrücklich von einer vegetarischen Ernährung ab.
Dass der Fleisch- und Milchkonsum in Deutschland laut amtlicher Statistik weiter zurückgeht, ist ein klarer Widerspruch. Der Fleischkonsum hat in diesem Jahr ein Allzeittief erreicht. Fast die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland hält sich für flexibel und reduziert den Konsum tierischer Produkte.

Deutschland hat eine große Fangfähigkeit
BFCI bietet Regierungen nützliche Leitlinien für ihre Ernährungs- und Klimapolitik. Es ermöglicht Regierungen, fortschrittliche Beispiele aus anderen Ländern auf einen Blick zu sehen. Wie dringend dies ist, zeigt die niedrige Punktzahl von 34 von 100 für alle Ernährungsleitlinien.
Bisher stellen die meisten Länder ihren Bürgern keinerlei Informationen über eine gut geplante vegan-vegetarische Ernährung zur Verfügung. Laut der Studie gibt es in 47 von 100 Ländern reine Tierfleisch-Lebensmittelgruppen, die auch Eier enthalten können. Dies deutet darauf hin, dass Fleisch ein wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden Ernährung ist.
Deutschland erzielte nur 32 von 100 Punkten und lag damit unter dem EU-Durchschnitt von 43 Punkten und unter dem globalen Durchschnitt. Diese Studie zeigt daher einen Mangel an ausreichenden Informationen in der deutschen Ernährungsrichtlinie. Für Länder wie Deutschland gibt es also in den kommenden Jahren noch viel Luft nach oben.
Weitere Informationen unter www.proveg.com/de.